For sociology M.A. student LI Mingjiu, healthy city-making means enhancing human rights instead of adhering to neoliberal concerns. For him it is paramount that the individual person is centered as the end to urban health initiatives and not mobilized or discarded as an instrument in the name of urban stability and “harmony.” Read this analysis to learn about his thoughts on healthy city making.
Interview mit Benedikt Härlin, Leiter des Berliner Büros der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und Koordinator des Projekts „Weltacker“
Was ist der Weltacker? Und wie geht Weltacker und lebenswerte Stadt zusammen?
Das Projekt Weltacker geht zunächst mal von einer rein statistischen Größe aus, es gibt etwa 1,5 Mrd. ha Ackerland auf der Welt und 7,5 Mrd. Menschen und das bedeutet für jeden von uns gibt es etwa 2000 qm Ackerland. Das sind 40 mal 50 Meter und darauf muss alles wachsen, was wir in einem Jahr von einem Acker benötigen. Also unsere Lebensmittel, die Futtermittel, die Baumwolle für unsere Hosen, womöglich sogar Agrarsprit und Biogasfutter, all diese Dingen müssen auf 2000 qm wachsen. Die Botschaft, die dahinter steckt für Menschen, die zu diesen Dingen ein nicht so alltägliches Verhältnis haben: Erstens, jeder Bissen, den wir essen hat einen Ort, wo er gewachsen ist. Und dieser Ort wird auch dadurch bestimmt, was darauf angebaut wird, welche Art von Früchten, welche Art von Anbau. Zweitens: 2000 qm sind mehr als genug um einen Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Das ist ein großes Aha-Erlebnis, speziell natürlich für Städter und für besonders für Kinder, wenn man sich schon überhaupt mal vorstellt, was und wieviel ich im Laufe eines Jahres esse und wo das alles herkommt.
Ihr habt dieses Jahr ja sehr eindrucksvoll gezeigt, wie ein Weltacker in der Stadt funktionieren kann. Gerade ist ja die Internationale Gartenausstellung (IGA) in Berlin zu Ende gegangen, dort wurde sehr erfolgreich ein “Weltacker” auf 2000 qm realisiert. Was konnte man dort erleben?
Auf der IGA haben wir auf genau 2000 qm die 45 wichtigsten Kulturen der Welt angebaut. Die größte Fläche braucht der Weizen, die zweitgrößte je nach Jahr mal der Mais, mal der Reis und die viertgrößte die Soja. Wir zeigen auf den 2000 qm ganz maßstäblich wie die Ackerfläche dieser Welt verteilt ist. Da kann man dann auch sehen, dass nur 5 Prozent für Gemüse und auch nur 5 Prozent für Obst genutzt werden. Wir haben auch gezeigt, was mit den verschiedenen Kulturen alles gemacht wird. Zum Beispiel, dass Mais nur zu einem verschwindend kleinen Teil vom Menschen gegessen wird. Das meiste wird verfüttert oder zu Sprit verarbeitet.
Und was hatte es mit dem Flächenbuffet auf sich?
Da fragen wir sozusagen: Wieviel Quadratmeter gibt es heute zu Mittag? Wir bauen auf einem Quadrat alle Zutaten, für ein bestimmtes Gericht an. Also alles, was zu einer Pizza Salami oder zu einem Schnitzel mit Bratkartoffeln gehört und alles was man braucht um ein Glas Bier zu brauen. Und so konnte man dann sehen, für das Schnitzel brauche ich über zwei Quadratmeter; für die Pizza, je nachdem wie viel Fleisch ich drauf lege, nur einen Quadratmeter und wenn ich mich für einen Gemüseeintopf entscheide, dann brauche ich sogar nur einen halben Quadratmeter. Das war für viele Leute ein großes Aha-Erlebnis. Die hatten sich noch nie überlegt, wie viele Quadratmeter sie gerade verspeisen.
Die IGA ist jetzt zu Ende gegangen, wie geht es jetzt weiter mit dem Weltacker?
Wir hatten im Sommer über 60 Schulklassen auf dem Acker und da haben wir sehr viele Erfahrungen gesammelt. Die Arbeit mit den Schulen wollen wir unbedingt fortsetzen. Wir werden also im nächsten Jahr auch wieder einen Weltacker anlegen, diesmal in Pankow, im Norden von Berlin. Und der wird vor allem für Schulklassen, aber auch für alle anderen Besucher und Besucherinnen offen stehen. Wir haben verschiedene Erlebnisformate für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Viele Berliner Kinder wissen noch nicht mal, dass Kartoffeln unter der Erde wachsen und haben noch nie gesehen wie Raps wächst und sind erstaunt wie Weizen oder Reis aussieht. Wir kochen auch mit ihnen zusammen und auf die Art und Weise lernen Stadtkinder, wo ihr Essen eigentlich herkommt. Und das macht allen großen Spaß. Außerdem gibt es dort auch öffentliche Veranstaltungen und Schulungen für Multiplikatoren.
Wie sieht es mit internationalen Kooperationen aus?
Ja, es gibt überall auf der Welt ähnliche Initiativen, die 2000 qm bewirtschaften. Zum Beispiel in der Schweiz, in Frankreich, in Schottland, in Finnland sowie in Kenia. In Kunming, in China hatten wir ebenfalls eine Partnerschaft und nächstes Jahr werden wir in Indien und in Äthiopien weitere Partnerschaften beginnen. Dort sind das nicht immer so pädagogische Weltäcker wie bei uns hier, sondern wir zeigen, was machen andere Menschen mit 2000qm. In China waren das zum Beispiel drei Bäuerinnen, die auf diesem Feld gemeinsam etwas angebaut haben, was sie dann auf dem Markt in Kunming direkt verkauft haben, um ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften. In Kenia geht es vor allen Dingen um Saatgutvermehrung von örtlichen Sorten. Und in Schottland betreibt eine Schule mit dem örtlichen Biobauern das Feld, um auch ihr Schulessen anzubauen. In Frankreich wird ein Feld von einem Bäcker betrieben, er zeigt dort, die verschiedenen Getreidesorten, die er verarbeitet. Und so erzählt jeder seine Geschichte. Wir haben es schon ausprobiert, dass Schulklassen aus verschiedenen Ländern sich gegenseitig ihren Acker zeigen und über Skype oder mit kleinen Videos, die hin und hergeschickt werden, austauschen. So lernen sie sofort eine Menge über die andere Kultur und was die so essen. Das möchten wir gern weitermachen.
Was ist das Spannende an einem Weltacker-Projekt in China?
Bei dem ersten Weltacker-Projekt in China hat uns zunächst mal verblüfft, dass 2000 qm für eine Bäuerin dort sehr viel Land sind. Hier in Deutschland gibt es pro Bewohner etwa 1500 qm und in Argentinien sogar 3 ha (30.000 qm) und in China sind es nur 800 qm pro Person. Trotzdem schafft man es in China sich im Wesentlichen von dieser Fläche zu ernähren. Nur um das viele Fleisch herzustellen, das jetzt dort auch gegessen wird, wird etwas importiert, aber eigentlich schafft man es gut, sich von 800 qm gut zu ernähren.
Auch sehr spannend ist, dass wir durch die internationalen Projekte mitbekommen, was auf 2000 qm alles angebaut werden kann. Kulturen, die wir hier teilweise überhaupt nicht kennen, die ganze Vielfalt unseres Planeten.
Was hat es mit dem Weltacker-Club auf sich, den ihr gerade gegründet habt?
Im kommenden Jahr werden wir einmal den 2000 qm Acker im Botanischen Volkspark in Pankow realisieren, dort werden übrigens schon seit 1907 Kurse für Schulen angeboten. Gleichzeitig wollen wir einen Weltacker-Club in Berlin ins Leben rufen, daran werden sich zum Beispiel Schrebergärtner, Museen, Organisationen, die sich mit nachhaltiger Ernährung beschäftigen sowie Urban Farming Initiativen, die irgendwo etwas auf dem Dach anbauen, beteiligen. Mit denen wollen wir einen zweiten, über die ganze Stadt verteilten Acker realisieren, der aus verschiedenen Parzellen unseres Ackers zusammen gesetzt ist. Auf jedem Ackerstück steht ein Schild „Ich bin ein Teil des Weltackers und in Pankow im Botanischen Volkspark könnt ihr den ganzen Weltacker sehen“. Die Initiativen, die etwas anbauen, erzählen dabei ihre eigenen Geschichten und machen auch gemeinsame Veranstaltungen. Auf die Art und Weise wollen wir im Weltacker-Club verschiedene Akteure zusammenbringen, Leute, die ein Restaurant betreiben, die für die Kindererziehung zuständig sind, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder verkaufen und so weiter. Gemeinsam sprechen sie über den Weltacker und wie wir uns ernähren und welche Bedeutung das auch global hat, denn wir hier in Deutschland brauchen mehr als 2000 qm, d.h. wir leben im Moment auf Kosten anderer.
Benedikt Härlin, nach beruflichen Stationen als Journalist und Abgeordneter des Europäischen Parlaments (für Bündnis 90/Grüne), Leiter des Berliner Büros von Greenpeace Deutschland und der Gentechnikkampagne von Greenpeace International ist Härlin seit 2002 Leiter des Berliner Büros der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Dort ist er u.a. zuständig für die europäische Initiative „Save our Seeds“ (SOS) und koordiniert das Projekt Weltacker 2000 qm.
Kontakt und Links
Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Marienstr. 19-20
10117 Berlin
+49-30-28482324
haerlin@zs-l.de
carla@2000m2.eu
www.2000m2.eu